Um die Streckenflugsaison früher beginnen zu können zieht es uns in Richtung Vinon. Bevor wir uns ins Flugzeug setzen können, müssen aber 1.500km Autofahrt überwunden werden. Einen kleinen Zwischenstopp haben wir in Bruchsal eingelegt um an der DG800 noch eine Kleinigkeit reparieren zu lassen. Dann geht es schnell über die Grenze nach Frankreich und weiter nach Süden. Am Freitagabend kommen wir auf dem Flugplatz Vinon an.
Kasi (der schon seit 2 Wochen hier ist) berichtet von vielen schönen Flugtagen und zeigt uns den Flugplatz. Für uns wird der Abend nicht mehr lang, weil wir müde von der langen Fahrt sind und den Samstag schon um 7 Uhr beginnen. Gleich nach dem Frühstück werden die Flugzeuge aufgerüstet, die letzten Warnmarkierungen angebracht und die Dokumentenkontrolle gemacht. Bevor wir mittags starten erklärt uns Kasi noch die Verfahren am Platz. Das muss man sich schon gründlich angucken – Vinon hat viele Bahnen und momentan sind hier über 80 Flugzeuge am Platz. Gerade die Luftraumsituation ist sehr unübersichtlich.
Das hält uns aber nicht davon ab noch am gleichen Tag einen ersten Abstecher in die Berge zu machen. Kasi erweist sich durch seine schon vorhanden Ortskenntnisse als geeigneter Sherpa. Wir erfliegen uns das Gebiet welches hier allgemein als der Parcour bekannt ist. Sehr beeindruckend und respekteinflößend. Leider war die Thermik blau und eher schwach, dafür funktionierte die Briese (von der Thermik in den Bergen angeregtes Talwindsystem) gut und wir nehmen den Parcour im Hangflug. Der strahlend blaue Himmel und eine super Sicht bescherte uns wieder mal neue und unvergessliche Eindrücke. Einen Bruchteil davon konnten wir ablichten.
Sonntag zeigten sich dann ein paar schöne Wolken und wir trauten uns schon ein wenig weiter. Am Südrand der Ecrins steigen wir auf fast 3500m. Ruppiges Steigen von bis zu 5m/s war keine Seltenheit (was BC dazu veranlasste vorzeitig zu landen).. Der Endanflug auf Vinon gestaltet sich bei der hohen Basis und dem abfallenden Gelände meist sehr lang.
Am Montag flogen wir weiter westlich, als an den vorherigen Tagen. Der Pic de Bure (nordwestlich von Gap) war definitiv der Hotspot für den Tag. BC hatte bis zu 8m/s auf dem Integrator. Vom Pic de Bure ging es weiter nach Norden Richtung Grenoble. Ich hatte westlich der Ecrains einen ordentlichen Absacker und bin dort umgekehrt. Kasi schafft es bis Grenoble und bastelt dort eine Zeit lang. Auch auf dem Rückweg bietet der Pic de Bure wieder super Steigen.
Am Dienstag soll es laut Wetterbericht eigentlich den ganzen Tag regnen. Die Optik am Platz sieht aber noch besser aus, als vorhergesagt und so starten wir wieder. Thermisch (bei relativ geringer Basis über Grund) fliegen wir nach Norden Richtung Lure. Dort erspähen wir einige Flugzeuge die deutlich über der Basis sind und vermuten eine Welle im Lee vom Lure. Unter einer Rotorwolke schaffen wir den Einstieg in die Welle und steigen auf 2.700m MSL (deutlich über die Basis). Die Höhe wurde dann gleich erst mal in einem Fotoflug umgesetzt. Am Nachmittag schießen die Wolken dann wirklich hoch und es wird zunehmend abgeschirmter. Mit einer Welle haben wir bei der Labilität und dem relativ geringen Wind eigentlich gar nicht gerechnet. Wieder ein interessanter und abwechslungsreicher Flug.
Am Mittwoch der erste Tag seit unserer Ankunft, an dem wir nicht fliegen. Es regnet den größten Teil des Tages über Vinon. Eine Gelegenheit diesen Bericht zu schreiben und einkaufen zu gehen. Nach Sonnenuntergangslandungen und Einpacken der Flugzeuge im Dunkeln bleibt keine Zeit mehr für solche Dinge. So gibt es heute auch zum ersten mal nicht Spaghetti zum Abendessen 🙂